Digitale Bühne

mail@gyoergy-pongracz.de

„We are living in an age in which technology has transformed many human activities. We might expect that, during such a period, the arts would have changed as much as any other field. Instead, the established arts can be regarded as holdouts against technological change. In addition to being a new art form in their own right, artificial realities also apply pressure to the traditional arts to redefine themselves or to use technology to pursue their goals in new ways.”

Myron W. Krueger: Artificial Reality II

 

Während der letzten Jahrzehnte hat es Entwicklungen gegeben, die die Rückkehr einer Beziehung zwischen Wissenschaft, Technologie, und Kunst aufzeigen.
Die Mensch-Computerschnittstelle ist nicht mehr lediglich ein Bestandteil eines Computersystems; es ist jetzt die primäre Funktion des Computers. Heute kontrolliert der Mensch die Maschine. Morgen werden der Mensch und die Maschine als eine Einheit zusammenarbeiten, jeder macht , was am besten zu seinen Fähigkeiten passt.

Wie kann Computertechnologie im Theater verwendet werden? Stellen Sie sich vor, dass einem Computer die Fähigkeit gegeben wird, elektronisch alle Medien der Bühne zu kontrollieren, und dass er fähig ist und auf eine abstrakte Weise versteht, was in diesem Raum geschieht. Nehmen Sie außerdem an, dass dem Computer die Fähigkeit gegeben wird, vernünftig darüber zu urteilen, was abläuft und seine Reaktionen nach künstlerischen Absichten selber bestimmt.
Das klingt heute sicherlich wie eine Utopie. Die technische Entwicklung könnte es dennoch bald möglich machen.

Ein interaktiver Performance-Raum ist eine Theaterumgebung, in der physische Aktionen elektronische Medien beeinflussen und verändern können. Diese Räume bieten Künstlern die Möglichkeit, auf unterschiedlichste Weise mit Medien zu improvisieren. Elektronische Medien sind in diesem Zusammenhang die Medien, die per Computer gesteuert werden.
Sie lassen sich im Allgemeinen in vier Kategorien unterteilen: bild-, licht- und tonerzeugende sowie mechanische Systeme. Als physische Aktion innerhalb des Raumes gilt alles, was von einem Computer abgefragt und interpretiert werden kann. Dazu gehört alles, was von videobasierten Sensoren, Sound-Systemen und analogen Sensoren wahrgenommen werden kann.
Der digitale Code ermöglicht die Verbindung unterschiedlicher Medien und Geräte. Diese Fähigkeit des Computers begründet seinen Ruf, eine medienintegrierende Maschine zu sein, in der unterschiedliche Zeichensysteme ineinander überführbar und übersetzbar sind.

Wie im traditionellen Theater sind die Systeme, mit deren Hilfe sich Medien - z.B. Beleuchtung, Bilder, Ton oder kinetisch-mechanische Objekte -manipulieren lassen, in dem interaktiven Performance-Raum bereits vorhanden. Sie sind Teil der technischen Ausstattung. Das Equipment, das zur Erzeugung interaktiver Effekte verwendet wird, wie Sensoren und Computer, ist also bereits im Raum vorhanden und muss nicht erst eingebaut werden, wenn bestimmte Effekte erzeugt werden sollen. Es ist unabdingbar, dass in einem interaktiven Performance-Raum alle Theatermedien mit Hilfe algorithmischer Prozesse über die Computersysteme steuerbar sind und dass die Computer die Umgebung sensorisch erfassen können. Die Verbindung dieser beiden Merkmale bildet die technische Ausstattung eines interaktiven Performance-Raums.
Um eine digitale Bühne zu realisieren, braucht man viele verschiedene Elemente. In dieser Theaterumgebung können die Performer mit physischen Aktionen auf elektronische und nicht elektronische Medien einwirken und sie manipulieren.Hier entsteht ein Hardware/Software Kontroll-System mit vielen Subsystemen. Videobasierte Sensoren sind ein wichtiger Bestandteil interaktiver Räume und versetzen den Computer in die Lage, das zu interpretieren, was innerhalb des Raumes geschieht.

Das größte künstlerische Potential des Computers liegt weder in seiner Anwendung als Werkzeug, noch in seinem Gebrauch als neues Medium, sondern in seiner einzigartigen Fähigkeit, verschiedene Ausdrucksformen, die lange Zeit voneinander getrennt waren, miteinander zu verknüpfen; d.h. eine neue Art von Verbindung zwischen Menschen herzustellen und die Teile zu einer neuen Einheit zu integrieren.
Eine Partnerschaft zwischen Mensch und Maschine wandelt den künstlerischen Schaffensprozess von Grund auf und fügt nicht nur ein weiteres Medium dem bestehenden Sortiment hinzu.
Im Bereich Tanz & Musik könnte dieser "grundlegende Wandel" neue Formen interaktiver Kunst hervorbringen. Schliesslich ist Tanz & Musik eine Kunstform, die in der Interaktivität ihre Wurzeln hat. Ein wechselseitiger Austausch von Energien und Impulsen (Interaktivität) zwischen tänzerischen und musikalisch-rhythmischen Ausdrucksformen war die Basis eines rituellen Ereignisses.

Was ist Interaktive Kunst?
Wie kann man verschiedene Arten der Wechselwirkung/Interaktivität realisieren:
• zwischen Darstellern
• zwischen Darstellern und Publikum
• zwischen Publikum-Mitgliedern
• zwischen dem Darsteller und einem Computersystem
• zwischen dem Publikum und einem Computersystem
. zwischen allen Teilnehmern

Über ein spezielles Computer-Kamera-System werden Musik- und Text-Samples, Bühnenlicht und Bildprojektionen gesteuert, verändert und stehen somit in Interaktion mit den Bewegungen der Tänzer.
Die Bewegung des Tänzers wird von Kameras auf einem Bildschirm erfasst und festgehalten und diese Information kann innerhalb kürzester Zeit von einer Software bearbeitet werden.
So ist es möglich, Bewegungen/Tanz auf andere Medien zu konvertieren. Jede Veränderung in einem einmal erfassten Bild, die schon durch kleinste Bewegungen ausgelöst werden kann, ist Impuls, um Reaktionen in anderen Medien hervorzurufen.
Die Videobilder liefern viele Daten, die man mit Hilfe des Programms analysieren kann. z.B. Information über die Positionen und Bewegungen des Darstellers usw.
Das optische Körper-Tracking basiert auf der Anatomie und ist eine Kombination von Daten des menschlichen Körpers und der Kamerabilder. Die Information über den Körper und die Strukturhierarchie seiner Teile wird durch ein mathematisches Modell definiert, das im Stande ist, die individuellen Körperteile zu erkennen
Mit der Motion-Tracking-Software kann man Eigenschaften wie Körperposition, Körpergröße, Gliederpositionen, Bewegungsintensität, Bewegungsrichtung, Abstand zwischen zwei Tänzern usw. verfolgen.
Die mit dem Medium gewonnenen Informationen lassen sich in Echtzeit zur Assoziation mit bestimmten Gefühlen oder direkt zur Manipulation des jeweils anderen Mediums oderder eigenen Quelle verwenden.

Besonders im Multimedia-Bereich finden in jüngerer Zeit Gesten als Mittel der Informationsübermittlung an maschinelle Systeme starkes Interesse, sowie auch mehrmodale Schnittstellen, die Gestik und Sprache kombinieren.
Einfach gesagt, sind Gesten Körperbewegungen, die in irgendeiner Form bedeutsame Information übermitteln. Dabei werden typischerweise die oberen Gliedmassen – Arme und Hände –und der Kopf betrachtet. Bei der Informationsübermittlung spielen nicht nur statische Konfigurationen dieser Körperteile (Posituren), sondern insbesondere dynamisch wechselnde Körperkonfigurationen eine wichtige Rolle.

Das Ziel eines Bildverarbeitungssystems ist es, eine Methode bereitzustellen, mit der ein Computer in der realen Welt durchgeführte Aktionen interpretieren kann.
Dies beinhaltet häufig die Umwandlung und Übersetzung der Daten von einem Bereich in einen anderen. Es handelt sich dabei zum einen um Prozesse, die entscheiden, wann Aktionen bzw. Aktivitäten auftreten.
Zwischen den verschiedenen Medien, die einen interaktiven Performance-Raum konstituieren, können unterschiedliche Vernetzungen und Interaktionen entstehen.

Ein wichtiger Grund für die Integration der Computertechnologie in verschiedene Kunstformen ist: sie baut eine Brücke zwischen den verschiedenen Kunstformen, der Musik, den bildenden Künsten, dem Tanz, und dem Theater. Die Natur von interaktiven elektronischen Medien fördert die Kollaboration zwischen Menschen verschiedener Hintergründe und Traditionen. Durch den Gebrauch der Computertechnologie wird dieses Zusammenspiel möglich und gefördert.

Entscheidend ist: das künstlerische Ergebnis. Die Technologie ist sehr verführerisch und erfordert viel Experiment, um zum Kunstwerk zu werden. Für diese ästhetische Gestaltungsarbeit brauchen wir „Fabriksituationen“ oder „Laborsituationen“, also ein offenes Experimentierfeld, das möglichst wenig durch Regeln eingeengt ist. Es wäre notwendig Werkstätten, Laboratorien und Factories zu gründen, die das Neue und Unentdeckte befördern.

Die neue digitale Bühne (digital stage) hat eine einzigartige Fähigkeit, verschiedene Ausdrucksformen, die lange Zeit voneinander getrennt waren, miteinander zu verknüpfen. Eine neue Art von Verbindung zwischen Menschen wird möglich

György Pongracz

 

[DigitalStage] [VIDEOS] [Technik] [Projects] [Links] [Kontakt]